Schwarzgurtprüfung im Kobudo
Ein großer Moment für die Kampfsportler Werner Buddrus und Hans Günter Krauskopf vom TSV Gnarrenburg. Beide haben im thüringischen Nordhausen die Prüfung zum Schwarzen Gürtel, dem 1. Dan, bestanden und gehören nun bundesweit zu den wenigen „Meistern“ in dieser Kampfkunst.
Das Angebot von Kampfsportarten ist heutzutage so vielfältig wie nie. Ständig scheinen neue Trends zu entstehen, bei denen Tradition und Moderne auch schon einmal wild durcheinander geworfen werden. So locken Fitnessstudios mit Mischungen aus Kampfsport und Aerobic, und in vielen Teilen der Welt sind „Mixed Martial Arts“ inzwischen sogar beliebter als das altehrwürdige Boxen. Werner Buddrus und Hans-Günter Krauskopf vom TSV Gnarrenburg gehen hingegen einen anderen Weg. Sie besinnen sich lieber auf eine alte, fast in Vergessenheit geratene Kampfkunst: Kobudo, oder auch genauer „Ryuky Kobudo Tesshinkan Kyo Kai“, die Kampfkunst der traditionellen Bauernwaffen von Okinawa.
- Werner Buddrus und Hans-Günter Krauskopf sind Kampfsportler aus Leidenschaft. Beide betreiben seit Jahrzehnten Karate, Buddrus ist als Inhaber des 7. Dan sogar einer der höchstgraduierten Karateka in Deutschland. Karate und Kobudo haben eine gemeinsame Entstehungsgeschichte. Buddrus und Krauskopf verstehen ihr Kobudo Training daher auch als Ergänzung zum modernen Karate, welches in seiner heutigen waffenlosen Form erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts enstanden ist. Der Vorläufer des Karate wurde immer auch zusammen mit waffenartigen Gegenständen trainiert, welche die Bewohner von Okinawa zuvor aus Alltagsgegenständen umfunktioniert hatten. Schließlich galt es auf den entlegenen Inseln um Okinawa, sich wirksam gegen Überfälle von außen zu verteidigen. Metall war knapp, und so war Einfallsreichtum gefragt. Eine Dreschflegel wurde zum „Nunchaku“ und ein Stock zum „Bo“. Das „Tonfa“, ein kurzer Stock mit rechtwinklig angebrachtem Griff, wurde ursprünglich als Handkurbel für Mühlsteine verwendet.
Was nach Außen etwas altertümlich wirkt, hat für Buddrus und Krauskopf jedoch eine ganz eigene Faszination. „Es geht uns darum unsere Kampfkunst komplett zu machen und sie in ihrer ursprünglichen Bandbreite zu verstehen.“, so Krauskopf. Hierzu passt es auch, dass sich beide bereits seit Jahren mit Kyusho-Jitsu, dem alten Wissen um die Nervendruckpunkte beschäftigen. Auch diese sehr alte Kampfkunst wird im modernen Sportkarate nicht mehr gelehrt, und nur sehr wenige Karatemeister wie Buddrus und Krauskopf verfügen heutzutage über die entsprechenden Fachkenntnisse.
Viele Bewegungen im Kobudo ähnelten denen im Karate, da man im Prinzipien die Kobudo-Waffen einfach als Verlängerung des eigenen Körpers verstehen könne. Doch selbst für zwei erfahrene Karateka wie Werner Buddrus und Hans-Günter Krauskopf ist die Prüfung zum Kobudo- Schwarzgurt alles andere als ein Spaziergang gewesen. Da war Millimeterarbeit gefragt, und ein einziger Ablauffehler hätte zum Durchfallen der Prüfung geführt. Daher hatten sich beide nicht nur monatelang im heimischen Dojo, sondern auch bei Kobudo-Experten in Hamburg und Thüringen vorbereitet. Der Weg hat sich gelohnt. Beide sind davon überzeugt, dass sie ein tieferes Verständnis für viele Bewegungsabläufe erwerben konnten, welches sich auch auf das Karate übertragen ließe: „Es ist erstaunlich, wieviel Energie noch einmal aus selbst kleinsten Hüftrotationen gewonnen werden kann.“ so Werner Buddrus. Neben dem technischen Prüfungsanteil, der unser strengen Corona-Schutzbestimmungen stattfand, mussten sich die beiden Prüflinge übrigens auch einem theoretischem Prüfungsanteil zur Geschichte Okinawas und dem deutschen Waffenrecht stellen. Ob die Kobudo Waffen, wie immer wieder gerne behauptet, tatsächlich aufgrund historischer Waffenverboten auf Okinawa endstanden sind, gilt inzwischen übrigens als umstritten. In Deutschland jedenfalls sind nicht alle Waffen erlaubt. Und so ist, wie bereits vor Jahrhunderten auf Okinawa, eben auch heutzutage wieder Einfallssreichtum gefragt! Anstelle eines Nunchakus muss dann eben ein dickes Tauende zum trainieren reichen.